Neuverfilmung von Anne Golons historischem Erfolgsroman über finstre Intrigen im 17. Jahrhundert.
Verglichen mit Anne Golons Angélique-Büchern wirken Rosamunde Pilchers Schmonzetten oder Hedwig Courths-Mahlers Herz-Schmerz-Märchen für Erwachsene fast wie analytische Doktorarbeiten. Die Geschichte der tapferen Tochter eines verarmten Barons, die aus familiärem Geldmangel im Frankreich des Jahres 1656 an den reichen und viel älteren Grafen Jofferey de Peyrac von Toulouse verheiratet wurde, die Wandlung von tiefer Abneigung zu tiefer Liebe, böse Intrigen, Neid bei Klerus und Höflingen, Kampf gegen dunkle Mächte, das alles rührt Ariel Zeitoun auf Basis der ersten vier Bände zu einem pathetischen Potpourri aus großen Gefühlen, actionreicher Historie und herzergreifendem Kitsch. Wenn in der ersten Liebesnacht die Musik in feierlicher Ergriffenheit versinkt, kommt das schon etwas sehr antiquiert daher. Im Mittelpunkt des Geschehens steht natürlich Angélique, die als Kind zwei Verschwörer belauschte, die Ludwig XIV. töten wollten. Ein Wissen, das nun ihr Leben und das ihres Mannes bedroht, der wegen angeblicher Ketzerei und Gotteslästerung bald in der Bastille schmachten muss. Ihre heldenhafte Befreiungsaktion schlägt fehl, der Freigeist landet auf dem Scheiterhaufen und sie im Armenviertel von Paris. Obgleich die Adaption von Bernard Borderie in den Sechzigerjahren mit Michèle Mercier Romantik-Aficionados zu Scharen ins Kino lockte, zieht die heute 91jährige Golon die Neuverfilmung vor, findet mehr Gefallen am jünger wirkenden Gérard Lanvin als Grafen-Gatten denn am wehmütig dreinblickenden Robert Houssein. Das Frauenbild mit Nora Arnezeder ist moderner und zeigt Stärken, die auch noch im 21. Jahrhundert gelten. Weniger überzeugend sind die Auftritte von Tomer Sisley und Mathieu Kassovitz, David Kross als König muss ziemlich kindisch agieren und den Spezialeffekten merkt man das zu knapp bemessene Budget an. Weltweit wurde die Saga der Angélique 150 Mio. mal verkauft und ließ die Herzen junger Mädchen vor 50 Jahren höher schlagen. Ob die emotionalen Ingredienzen im coolen Internet-Zeitalter noch funktionieren, bleibt abzuwarten. Wer gerne in Gefühlsseligkeit schwimmt, sollte bei "Angélique" gut aufgehoben sein. mk.